Was ist Brainstorming, wie funktioniert es?

Brainstorming ist eine bewährte Methode, um kreative Ideen zu generieren und Probleme zu lösen. Es ist eine Technik, die sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld eingesetzt werden kann. Hier erfährst du, wie du effektiv brainstormst und dabei das volle kreative Potenzial deines Teams ausschöpfst.

Brainstorming

Was ist Brainstorming?

Was bedeutet Brainstorming einfach erklärt?

Brainstorming ist eine Methode zur Ideenfindung, bei der eine Gruppe von Menschen zusammenkommt, um in kurzer Zeit möglichst viele Ideen zu einem bestimmten Thema oder Problem zu sammeln. Das Ziel ist es, durch die Vielfalt der Gedanken und die gegenseitige Inspiration neue und innovative Lösungen zu finden.

Was ist Brainstorming auf Deutsch?

Die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen ( "Gehirnsturm", "Gehirngewitter" oder gar "Gehirnerstürmung") gibt nur einen Teilaspekt der Bedeutung wieder. Im Deutschen wird Brainstorm (ohne "ing") oft mit "Geistesblitz" übersetzt. Entsprechend ist Brainstorming eher eine "Geistesblitzerei" und kann synonym für "Ideensammlung",  "Ideengenerierung" oder "freie Assoziationsmethode" verwendet werden.

Was ist das Ziel von Brainstorming?

Anwendungsbereiche des Brainstormings

Brainstorming kann in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, wie zum Beispiel in der

  • Produktentwicklung,
  • im Marketing,
  • zur Problemlösung oder
  • in anderen kreativen Projekten.

Es eignet sich besonders gut, wenn viele unterschiedliche Ideen und Ansätze gefragt sind.

Welche Vor- und Nachteile hat Brainstorming?

Vorteile:

  • Vielfalt der Ideen durch verschiedene Perspektiven
  • Förderung der Kreativität
  • Stärkung des Teamgefühls

 Nachteile:

  • Kann unstrukturiert und chaotisch sein
  • Nicht alle Teilnehmer*innen fühlen sich immer wohl, ihre Ideen zu äußern

Wann eignet sich Brainstorming nicht?

Brainstorming ist weniger geeignet, wenn es um sehr technische, komplizierte oder spezialisierte Probleme geht, die tiefgehendes Fachwissen erfordern. Um in solchen Fällen sinnvoll zu brainstormen, empfehle ich, die Herausforderung in "Einzelteile" zu zerlegen. Das können (chrono-)logische Schritte, Hierarchien oder Varianten sein. Außerdem ist es wichtig, dass alle Teilnehmenden das benötigte Verständnis (gegebenenfalls Fachwissen, Terminologie) haben. Es kann natürlich auch sinnvoll sein, gezielt Nicht-Expert*innen (sogenannte "Wildcards") einzuladen. Dann handelt es sich jedoch streng genommen nicht mehr um freie Assoziation, sondern um die Konfrontationstechnik, eine andere Ideenfindungsmethode.

 

Auch bei sehr großen Gruppen kann Brainstorming ineffizient sein.

 

Aufgrund des Ziels neue Gedanken hervorzubringen, ist Brainstorming naturgemäß keine Methode, um real Erlebtes der Teilnehmenden (zum Beispiel: "Was hat dich am Home Office besonders gestört?") oder bestehende Fakten (zum Beispiel die 4 Felder der SWOT-Analyse) abzufragen.

Die 5 Grundregeln des Brainstormings

Um das Beste aus einer Brainstorming-Session herauszuholen, sollten einige grundlegende Regeln beachtet werden:

1. Keine Kritik

Während des Brainstormings sollten keine Ideen kritisiert oder bewertet werden. Jede Idee ist willkommen, egal wie ungewöhnlich oder unmöglich sie erscheint. Das Ziel ist eine offene und kreative Atmosphäre.

Mein Tipp: Verweise bereits vorher darauf, dass Ideen zu einem späteren Zeitpunkt "auf den Prüfstand" gestellt werden. Das hilft den Teilnehmer*innen die inneren Kritiker in dieser Phase stummzuschalten.

2. Quantität vor Qualität

Im Brainstorming geht es darum, möglichst viele Ideen zu sammeln. Je mehr Vorschläge gemacht werden, desto größer ist die Chance, dass sich darunter einige sehr gute Ansätze befinden.

3. "Spinnen" erwünscht!

Ungewöhnliche, unausgereifte, unbequeme Ideen sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich das Ziel. Auf alle anderen Ideen wärt ihr auch ohne Brainstorming gekommen! Neben der Kritik (siehe Regel 1) ist der eigene innere Filter die größte Kreativ-Bremse. Ich spreche als Moderator diese Thematik immer vorher an und

  • lobe den Mut (nicht den Inhalt!), wenn jemand eine unbequeme Idee nennt,
  • frage nach, wenn ich den Eindruck habe, jemand hat eine Idee, die er nicht "herauslassen" will und
  • führe, wenn es die Zeit erlaubt, vorher eine Übung durch, um den Filtereffekt zu demonstrieren.

4. Aufbau auf Ideen anderer

Teilnehmer*innen sollten ermutigt werden, auf den Ideen anderer aufzubauen und diese weiterzuentwickeln. Dies kann zu innovativen und unerwarteten Lösungen führen. Also: "Klauen" ist hier nicht nur erlaubt, sondern explizit erwünscht!

5. Visualisierung

Wie überall sonst im Workshop auch, ist es ein Muss, Ideen visuell darzustellen, sei es durch Skizzen, Mindmaps oder einfache Wörter auf Post-Its. Das erleichtert

  • das Verständnis,
  • die Unterscheidung und
  • die Weiterentwicklung

der Vorschläge.

Vorbereitung einer Brainstorming-Session

Ziel und Thema festlegen

Definiere bereits in der Einladung klar das Ziel und das Thema der Brainstorming-Session. So stellst du sicher, dass die Teilnehmer*innen

  • motiviert sind ("Dieses Problem möchte ich gerne helfen zu lösen!") und
  • sich auf den Kern des Problems zu konzentrieren.

Teilnehmende auswählen

Wähle eine möglichst diverse Gruppe von Teilnehmenden aus, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mitbringen. Dabei brauchen und sollen nicht alle Expert*innen im Lösen dieser Art von Problem sein. Jedoch müssen alle in der Lage sein (oder in die Lage gebracht werden), das Problem zu verstehen. Eine optimale Gruppengröße liegt zwischen fünf und zehn Personen.

Material bereitstellen

Sorge dafür, dass ausreichend Material zur Visualisierung der Ideen vorhanden ist, wie Pinnwände, Whiteboards, Marker und Post-Its, bzw. Moderationskarten. Auf Online-Whiteboards bedeutet das einfach, für ausreichend Platz zu sorgen.

Schritt für Schritt: So führst du ein Brainstorming durch

Wie lange sollte ein Brainstorming dauern?

Eine Brainstorming-Session sollte in der Regel nicht länger als eine Stunde dauern, um die Konzentration und Kreativität der Teilnehmer*innen aufrechtzuerhalten.

Einführung und Regeln erläutern

Beginne die Session mit einer kurzen Einführung in den Kontext, erkläre das Ziel für die heutige Session und erläutere die Regeln des Brainstormings. Dies schafft eine gemeinsame Basis und sorgt für eine produktive Atmosphäre. Daneben gelten die generellen Regeln für Workshops.

Ideenfindung

In der Ideenfindungsphase geht es darum, möglichst viele Vorschläge zu sammeln. Ermutige alle Teilnehmenden, ihre Gedanken frei zu äußern, ohne Angst vor Kritik. Hier ist es wichtig, das Energieniveau hoch zu halten. Je nach Zielgruppe kannst du den Spiel- oder Wettbewerbsgedanken einbringen. Ich lasse zum Beispiel gern ca. 5-er Teams "gegeneinander" antreten: "Welches Team kommt in 10 Minuten auf die meisten Ideen?" Ganz bewusst zählt hier nur die schiere Quantität.

Ideen sortieren und bewerten

Nach der Ideenfindung werden die gesammelten Vorschläge sortiert und bewertet. Dies kann durch Gruppieren ähnlicher Ideen und eine anschließende Abstimmung (zum Beispiel mit einer Mehrpunktabfrage) geschehen.

Auswahl der besten Ideen

Zum Abschluss werden die besten Ideen ausgewählt und weiterentwickelt. Später werdet ihr einen konkreten Aktionsplan erstellen, um die Umsetzung der ausgewählten Ideen zu gewährleisten.

Tipps und Erfolgsfaktoren für Brainstorming

Kreativitätstechniken einsetzen

Nutze verschiedene Techniken, um den Ideenfluss zu fördern. Hierbei geht es nicht um Methoden, wie Mindmapping, die 6-3-5-Methode oder das Brainwriting (welche genau genommen Alternativen zum Brainstorming sind). Mit Techniken ist eher dein Einfluss auf äußere Umstände gemeint, zum Beispiel:

  • Zeit: Zeitdruck oder umgekehrt, ausgiebig viel Zeit
  • Raum (für die Teilnehmenden, für den Output): großzügig oder (künstlich) einschränken
  • Reihenfolge der Beiträge: spontan, reihum, Zufall
  • Form der Beiträge: Wort, Bild, Handlung, freie Wahl ...
  • Aufschreiben: vor, nach oder während des Sprechens
  • Die Sequenz der Fragen

Gute Fragen stellen

Natürlich stellst du offene Fragen und keine geschlossenen. Um die Kreativität anzuregen, solltest du dich aber auch  von den Standardformulierungen wegbewegen. Anstatt "Wie ist das Problem x zu lösen?" frage zum Beispiel: "Welche ungewöhnlichen Ansätze könnten uns helfen, das Problem x zu lösen?".

Mehr Tipps zu guten Fragen findest du hier.

Pausen einlegen

Kurze Pausen während der Brainstorming-Session können helfen, den Kopf frei zu bekommen und die Kreativität neu zu beleben. Dabei gilt :

  • Raus aus dem Kontext! Also: Nicht in der Pause über die Ideen diskutieren. Verständnisfragen sind immer erlaubt.
  • Raus aus dem Arbeitsalltag: Keine Laptops in der Pause. Ganz eilige und wichtige Antworten: nur auf dem Handy und an der frischen Luft!
  • Rein in die Problemwelt! Wenn möglich, "tankt" das Problemverständnis auf: Anfassen, zuschauen/Video zeigen, zuhören ...

Weitere Gelingensbedingungen

Daneben gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, auf die du achten solltest. Da diese nicht nur für Brainstorming, sondern für alle kreativen Methoden gelten, habe ich sie unter Kreativität im Workshop beschrieben.

 

Denke zum Beispiel an

  • den Fokus auf das Ziel,
  • die entspannte Atmosphäre,
  • die Ausgestaltung des Workshopraums.

Brainstorming-Varianten und weitere Methoden

Im Internet kann man viele verwirrende Listen von "Brainstorming-Techniken" finden. Für einen sinnvoll und zielgerichtet gestalteten Workshop solltest du zwischen

  • Alternativen (also anderen Ideenfindungsmethoden) und
  • Varianten (also spezifischen Ausgestaltungen)

des Brainstormings unterscheiden.

Was ist der Unterschied zwischen Brainwriting und Brainstorming?

Beim Brainwriting schreiben die Teilnehmenden ihre Ideen

  • gleichzeitig
  • still
  • ausformuliert (nicht nur "Überschriften")

auf Papier, statt sie laut auszusprechen. Auch die Auseinandersetzung mit der Inspiration ("Klauen", Variieren, Ändern, Kritisieren, ...) erfolgt still, gleichzeitig und in Textform.

 

Deshalb ist Brainwriting keine Brainstorming-Methode, sondern eine Alternative. Sie ist besonders geeignet, um

  • sehr schüchternen Personen zu helfen, ihre Gedanken zu äußern oder
  • komplizierte Themen zu bearbeiten.

Was ist die 6-3-5 Methode?

Bei der 6-3-5 Methode schreiben sechs Teilnehmer*innen jeweils drei Ideen auf, die dann fünfmal weitergereicht und von anderen weiterentwickelt werden. Es ist also eine von vielen Brainwriting-Methoden und somit eine Alternative zum Brainstorming. Ich nutze die 6, die 3 und die 5 immer nur als Anregung und bestimme für meine Workshops konkret angepasste Zahlen, zum Beispiel: 12-3-4.

Welchen Unterschied gibt es zwischen Mindmapping und Brainstorming?

Mindmapping ist eine visuelle Methode, bei der Ideen in Form eines Diagramms dargestellt werden. Im einfachen Fall ist es eine Variante des Brainstormings, bei der die Form der Visualisierung vorgegeben ist, die Ideen jedoch weiterhin frei geäußert werden.

 

Du kannst als Moderator*in jedoch auch in den Prozess eingreifen und vom ursprünglichen Brainstorming abweichen, indem du zum Beispiel die "Vollständigkeit" verschiedener Äste und Zweige im Diagramm hinterfragst. Damit würde es sich nicht mehr um eine freie Assoziation handeln, sondern um gesteuerte, auch: Konfrontationstechnik.

Was ist Reverse Brainstorming?

Beim Reverse Brainstorming wird das Problem umgekehrt betrachtet. Statt nach Lösungen wird nach Wegen gesucht, das Problem zu verschlimmern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können helfen, effektive Lösungen zu finden. Man spricht auch von Kopfstandmethode oder paradoxer Frage. Genau betrachtet handelt es sich also um eine andere Form der Fragestellung, also eine Variante des Brainstormings.

Einsatz von KI im Brainstorming

Es gibt zahlreiche KI-gestützte Tools, die Brainstorming-Sessions unterstützen können, indem sie Ideen generieren oder strukturieren. Auch wenn es auf den ersten Blick nach "Schummeln" aussieht und keinen Wettbewerbsvorteil verspricht, kann der Einsatz von KI (oder genauer: maschinellem Lernen) sehr nützlich sein.

Automatisierte Ideenfindung

KI kann genutzt werden, um automatisch eine Vielzahl von Ideen zu einem bestimmten Thema zu generieren (generative AI, "schöpferische KI"). Damit kannst du als Moderator*in den Brainstorming-Prozess

  • beschleunigen, indem du banale Abschnitte "outsourcst", um die realen Menschen im Raum für die kritische Ideenfindung zu nutzen,
  • anregen, indem zu die KI als "zusätzliche Person", "Wildcard" oder "Outsider" ins Spiel bringst und
  • vorwegnehmen, um deine Fragen zu testen und besser zu formulieren.

Datenanalyse

KI kann dabei helfen, große Mengen an Daten zu analysieren und Trends oder Muster zu erkennen (discriminative AI, "Mustererkennung"), die als Grundlage für neue Ideen dienen können.

Einfacher Einstieg: Miro Assist

Eine einfache Möglichkeit, KI direkt in deinen Workshop einzubinden, ist die Nutzung von visueller Kollaborationstools. Miro (Miro Assist) und Klaxoon bieten bereits KI-Assistenten an. Mural und Microsoft haben es zumindest angekündigt. Dabei bist du mit dem Online-Whiteboard nicht auf "remote" beschränkt, sondern kannst es auch wunderbar in einer Präsenzveranstaltung nutzen! Neben dem KI-Assistenten hast du gleich noch den Vorteil, dass es nach dem Brainstorming direkt im Board asynchron weitergehen kann.

Was kommt nach dem Brainstorming?

Eine verbreitete "Weisheit" ist, dass in gleichartigen Brainstormings mit komplett verschiedenen Personen zu 80 % die gleichen Ideen entstehen. Das entspricht auch meiner Erfahrung. Für einfache Fragestellungen mag das völlig ausreichen (zum Beispiel "Was wollen wir beim nächsten Teamevent machen?").

 

Das bedeutet aber auch, dass ein Brainstorming allein typischerweise noch keinen Wettbewerbsvorteil liefert. Bei der Ideengenerierung im vollwertigen Innovationsprozess steht daher das Brainstorming nur am Anfang einer längeren Sequenz von geeigneten Methoden. Genau genommen finden bereits die oben beschriebenen Schritte

nach dem Brainstorming statt. Die Art und Weise, wie du sie durchführst, ist eng mit den darauffolgenden Schritten verknüpft. Das wiederum können Brainwriting und Co. sein oder andere Methoden der gesteuerten Assoziation. Welche das sind und wie du sie anwendest, lernst du im Aufbautraining Moderieren. Einfach mehr.

 

Egal, wie ihr vorgeht, nach der Ideengenerierung ist es wichtig, die ausgewählten Ideen weiterzuentwickeln (Konzeption) und einen konkreten Plan für deren Umsetzung zu erstellen. Dafür solltet ihr klare Verantwortlichkeiten zuweisen und Meilensteine festlegen.

Wecke die Kreativität in deinem Team!

Brainstorming ist eine effektive Methode, um schnell kreative Lösungen zu entwickeln und das Potenzial einer Gruppe von Menschen zu entfalten. Mit den richtigen Regeln und Techniken kannst du das Beste aus jeder Brainstorming-Session herausholen. Probiere es aus und entdecke, welche großartigen Ideen in deinem Team stecken!

Mehr Tipps für deine Moderation:

Kreativität im Workshop

Ständig neue Kreativitätstechniken? Viel hilft nicht viel! Alles was du über Kreativität wissen musst.

Brainstorming mit Miro Assist

KI sinnvoll einsetzen: Wie du Miro Assist im Workshop nutzt, zeige ich im Video auf YouTube.


Noch mehr? Stöbere weiter in den Tipps und Tricks!